Wie sagen manche Leute doch: „Nimm‘ mit, was geht!“ Und wenn man mich vor einigen Monaten gefragt hätte, was ich denke, was dieses Jahr noch so bei mir musikalisch geht, hätte ich vermutlich mit „nicht viel“ geantwortet. Mit dem Release von C IS FOR CHAOS/CONTROL mitten in der Pandemie lief es nicht komplett reibungslos. Zum Einen war ich überrascht, wie viele Leute ich doch mittlerweile mit einem (physischen) Release erreiche und wie viele Menschen sich dieses Album auf Platte oder Tape gekauft haben –> WOW! Aber so schnell, wie die Euphorie da war, so schnell kam auch etwas die Ernüchterung, dass man nach einem Release auch eine Platte einfach live spielen muss, um sie zu promoten und unter die Leute zu bringen. Und eben das ist in einer Pandemie schwierig.
Nun, es ist wie es ist und ich stehe damit ja nicht alleine da. Ich will mich jetzt gar nicht weiter auskotzen, wie sehr die Kulturbranche nach wie vor mit dem Rücken an der Wand steht. Fakt ist: da passiert immer noch nicht viel und wir werden sehen, wer da aus dieser Situation wieder rauskommt. Und vor diesem Hintergrund hätte ich nicht gedacht, dass ich solche Shows überhaupt spielen kann, wie ich sie spielen durfte. Da war so viel dabei: Ein Museums-Innenhof in Mainz, eine wunderbare Open-Air Show mit Tim Vantol in Koblenz oder die Show am Schloss über meiner Heimatstadt Saarbrücken; unfassbar. Was sich aber mit am deutlichsten in meinem Herzen verankert hat, waren die beiden Shows mit Joey Cape in Köln und in München. Ich durfte mit Joey schon einmal vor zwei Jahren im Wiesbadener Schlachthof spielen und umso größer war die Freude, ihn bei diesen Gelegenheiten wieder zu treffen.
Alles in allem könnte ich (oder müsste ich aus Marketing-Gesichtspunkten) cool spielen und sagen, dass das tolle Shows sind und ich es gewohnt bin, solche Bühnen zu spielen. Aber verdammt nochmal, das bin ich nicht! Ich erinnere mich z.B. gut an die fünf Minuten, bevor ich in der Kölner Live-Music-Hall auf die Bühne getreten bin und an die Anspannung und die Nervosität; so etwas habe ich zuvor noch nie verspürt. Es gab noch mehr solcher Momente und alles in allem, war das einfach riesig, was da so die letzte Zeit passiert ist.
Und jetzt, wo der Sommer vorbei ist, habe ich das Gefühl, gewachsen zu sein. Als Musiker, als Mensch, wie auch immer… Ich kann es eigentlich gar nicht genau beschreiben und eigentlich ist immer noch alles beim Alten. Aber ich habe so viel Rückenwind mitgenommen, den ich einfach für das, was da noch kommen mag positiv nutzen möchte. Keine Ahnung, was da noch so kommt, aber das, was bisher passiert ist, ist so viel mehr, als ich mir je hätte wünschen können. Ich bin dankbar! Und wenn ich mit Ehrfurcht und aus der jetzigen Situation in die Zukunft gucke, dann bin ich nochmal umso dankbarer!