Okay, ich weiß: Wir alle haben irgendwie die Schnauze voll und irgendwie haben wir auch die Schnauze voll davon, wie sehr jeder darüber klagt, dass er von diesem Jahr die Schnauze voll hat. Und deshalb versuche ich das Jahr aus meiner Sicht jetzt irgendwie mal positiv einzuordnen. Warum? Weil ein ganzes Jahr ne ziemlich lange Zeit in der menschlichen Lebenserwartung darstellt und wir eigentlich für jeden Tag dankbar sein sollten –> DESHALB!
Ich muss zugeben, dass das Jahr für mich – noch vor der Pandemie – auch eher bescheiden anfing, als ich im Januar auf dem Weg zu einer Show nach Dortmund war und mir auf der Autobahn die Vorfahrt genommen wurde, sodass mein Auto einen Totalschaden erlitt. Und da stand ich dann in der Kälte auf ner vierspurigen Autobahn zwischen den Überresten meines Autos und hab mir so ein paar Fragen gestellt. Zum Beispiel, was wohl meine Frau, die zu diesem Zeitpunkt im zweiten Monat schwanger war, so gemacht hätte, wenn ich hier jetzt drauf gegangen wäre. Vor allem habe ich mir aber auch die Frage gestellt, warum ich dieses Musik-Ding überhaupt noch mache. Und ehrlich gesagt, habe ich mir diese Frage nach dem Unfall eine ganze Zeit lang gestellt, weshalb ich mich erst einmal ein wenig zurückziehen musste.
Aus diesem Grund konnte ich dem Lockdown, der dann im März erfolgte, durchaus auch etwas positives abgewinnen. Neben all den Sorgen, wie es gerade um die Gesellschaft und die Wirtschaft steht, konnte ich mich doch auch wieder auf andere Dinge fokussieren. Ich war mit meiner Frau viel an der frischen Luft und konnte ihr in der Schwangerschaft, so gut es ging, zur Seite stehen. Und trotzdem war da auch immer wieder die Frage, wie das denn musikalisch jetzt weitergehen soll. Und irgendwie ist es unterm Strich dann doch so, dass Musik nicht irgendwie ein Hobby von mir ist, sondern viel mehr einen deutlichen Teil meiner Persönlichkeit mitprägt. Das klingt jetzt sehr deep und philosophisch. Aber kurz gesagt: Wäre mein Leben irgendwann ohne Musik, dann bräuchte ich vermutlich einen Therapeuten.Und so sollte es auch sein, dass ich mein Album C IS FOR CHAOS/CONTROL, mit welchem ich doch schon gut vorangekommen war, fertigstelle.
Ehrlich gesagt, liebe ich es auf der einen Seite, neue Musik aufzunehmen und hasse es auf der anderen Seite, das Release vorzubereiten. Ich bin in einem meiner vorherigen Blogeinträge schon darauf eingegangen, dass als Singer Songwriter halt sehr viel an einem selbst hängen bleibt. Was allerdings nicht an mir hängen blieb (zum Glück!), war das Artwork. Hier hatte ich unglaubliche Unterstützung von Katrin Neisius, die ein Artwork erstellt hat, dass mit so vielen Details und Elementen versehen ist, dass ich bis heute nicht die Scheune zubekomme.
Auch was das Thema Videos angeht, bin überglücklich, dass mein Freund Oliver sich dazu entschieden hat, Videos zu produzieren. Wir haben uns im April/Mai über das Konzept zu PANDEMIC unterhalten, mit dem er um die Ecke kam und ich muss gestehen, dass ich es irgendwie bis zum Schluss nicht wirklich vor Augen hatte. Das Endergebnis hat allerdings so viel Atmosphäre und Professionalität in Bild- und Licht-Elementen, dass ich unendlich dankbar dafür bin, dass wir es genau so und nicht anders durchgezogen haben!
Der Sommer war dann – wie vermutlich bei euch auch – insgesamt irgendwie „anders“. Eines meiner persönlichen Highlights war allerdings die backyard session, die von POLARLIGHT BOOKING organisiert wurde. Tatsächlich haben die coolen Socken, unter Einhaltung der Hygiene-Vorschriften, eine Show mit COLLETTI, MAX YOUNG, POLARIZED und meiner Wenigkeit vor einem kleinen Publikum veranstaltet. Es fällt schwer das in Worte zu fassen. Aber wenn man an dem Abend den Anwesenden ins Gesicht geblickt hat, dann war da bei allen irgendwie eine Art von Erleichterung und Zufriedenheit zu sehen. Ich hatte den Eindruck, dass in dieser Zeit nicht nur das kulturelle, sondern auch gerade das Zwischenmenschliche ganz schön leidet.
Im August, genauer gesagt, am 28. August wurde dann unsere Tochter Ella geboren. Ich will niemandem davon erzählen, wie sich das anfühlt und was das in mir so ausgelöst hat, weil ich das als Nicht-Vater (und zu Teilen auch immer noch als Vater) einfach mega nervig finde. Das ist eine ganz persönliche Sache, mit der jeder anders umgeht. Ich will nur so viel sagen, dass ich meiner Tochter alles erdenkliche Gute vermitteln möchte, damit sie ein gutes Leben haben wird.
Der 25. September sollte dann für mich das musikalische Ausrufezeichen für dieses Jahr setzen. Etwas mehr als zwei Jahre waren vergangen, seit ich mein Debütalbum veröffentlicht habe. Zwei Jahre, in denen ich unzählige Stunden und Nächte in meinem Studio und Proberaum verbracht habe, um nach anfänglichen Zweifeln C IS FOR CHAOS/CONTROL endlich veröffentlichen zu können. Ich hatte mir am Tag der Release-Show (die sowohl im Stream als auch mit kleinem Publikum im Saarbrücker Studio 30 gefeiert werden konnte) eigentlich vorgenommen, nicht so sentimental zu sein. Aber alter Schwede: war ich sentimental 😀 Auch hier ist es jetzt irgendwie schwer, die richtigen Worte zu finden.
Alles, was ich sagen will, ist DANKE! Danke für ein weiteres Jahr, in welchem ich Musik machen konnte und in dem mich Menschen bei dieser Sache unterstützt haben. Mein besonderer Dank gilt: Anne & Ella, meinem Bruder & meinen Eltern, meinem besten Freund Robert, MIDSUMMER RECORDS & INTERSPHERE RECORDS für ihren unendlichen Support, Oliver Jungmann, Katrin Neisius, Amy Bevan, Chris Snelgrove, Marco Korz, Sebastian Biewer, STUDIO 30, TIDES, A MILLION DAYS POLARLIGHT BOOKING, Carsten Vogt, Kevin Klesen aka POLARIZED, K.F.B. von BARHILL RECORDS und Allen, die meine Musik gekauft oder gestreamt haben und mir somit den Rückenwind für diese Sache geben, die mein Leben so sehr bereichert; DANKE!